Meldung
10.03.2014

Wie führt ein Unternehmen eine Organisationsstruktur ein, um die Innovationsaktivitäten zu optimieren?

Mit der DIN CEN/TS 16555-1:2013 steht ein Leitfaden für wirksames Innovationsmanagement zur Verfügung

Mit der DIN CEN/TS 16555-1:2013 steht ein Leitfaden für wirksames Innovationsmanagement zur Verfügung. Erfahren Sie dazu mehr im Interview mit Dr. Andreas Blaeser-Benfer, RKW Kompetenzzentrum und Dr. Karsten Koitz, EuroNorm GmbH – beide Mitglied im Normenausschuss Dienstleistungen (NADL) Arbeitsausschuss Innovationsmanagement.

Das Interview führte Margit Raupach, EuroNorm GmbH, mit den beiden Mitgliedern im Normenausschuss Dienstleistungen (NADL) Arbeitsausschuss Innovationsmanagement:

Dr. Andreas Blaeser-Benfer
Dr. Andreas Blaeser-Benfer, Projektleiter des Fachbereichs Innovation RKW Kompetenzzentrum, Eschborn
© RKW
Dr. Karsten Koitz
Dr. Karsten Koitz, Geschäftsführer EuroNorm GmbH, Berlin und Exzellenz-Auditor der DQS-GmbH
© EuroNorm

Herr Dr. Blaeser-Benfer, Sie sind gemeinsam mit Herrn Dr. Koitz Mitglied im Normenausschuss Dienstleistungen (NADL) Arbeitsausschuss Innovationsmanagement, in der die DIN CEN/TS 16555-1:2013 entwickelt wird. Was war der Ausgangspunkt zur Entwicklung der Norm? Wer war an der Erarbeitung beteiligt?

Ausgangspunkt war ein Arbeitsgremium beim Europäischen Komitee für Normung, CEN (Comité Européen de Normalisation) im Jahr 2007, das sich zum Ziel setzte, einen europäischen Standard im Bereich Forschung und Entwicklung sowie Innovation zu entwickeln. Dem liegt der Gedanke zu Grunde, mit einer Standardisierung von Tools und Instrumenten Firmen und im Prinzip allen Arten von Organisationen zu helfen, ihr Innovationsverhalten zu verbessern. Im Jahr 2008 gab es mehrere Arbeitstreffen und im Frühjahr 2009 konnte sich auf dieser Basis der CEN/TC 389 (Technical Committee ) sowie zeitnah der zugehörige Spiegelausschuss beim DIN konstituieren. Ich selbst bin seit der zweiten Sitzung im September 2009 dabei. Von Anfang an dabei sind mehrere große bekannte Industrieunternehmen, einige größere und kleinere Beratungsgesellschaften sowie Multiplikatoren. Die Arbeit im Ausschuss ist intensiv und konstruktiv und die Beschlüsse zum größten Teil einstimmig. Von Beginn an verfolgten wir alle das Ziel, eine sogenannte guidance, also einen Leitfaden, zu entwickeln, der auch für KMU verständlich und hilfreich ist. Ergebnis ist nun eine sogenannte Technische Spezifikation (TS) und keine Norm als Grundlage irgendeiner Zertifizierung, die wir nicht benötigen. Damit können wir gut leben.

Herr Dr. Koitz, ohne Normen geht es nicht, aber oft schrecken Unternehmen vor Normen zurück. Nennen Sie mir drei Gründe, warum gerade für KMU diese Norm Vorteile bietet?

Zum einen bietet die Norm eine sehr anregende Grundstruktur, wie Innovationsprozesse in die eigene Organisation eingebettet werden können. Desweiteren ist die Norm anregend, sie verbindet – aus Sicht des Unternehmens - grundsätzlich Bekanntes, wie beispielsweise Prozessabläufe, mit neuen Facetten wie Kultur- und Wertfragen. Und last but not least ist die Norm sprachlich gut verständlich. Sie bezieht sich ausdrücklich auf die Zielgruppe kleine und mittlere Unternehmen.

Herr Dr. Koitz, welchen Nutzen und welche Chance bietet diese Norm den Innovationsberaterinnen und Innovationsberatern?

Die Innovationsberaterinnen und Innovationsberater haben hier eine Arbeitsvorlage, um vom einzelnen Beratungsprojekt in die Perspektive der systemischen Organisationsberatung zum Innovationsmanagement wechseln zu können. Der Bezug zur Norm stärkt das Image der Beraterinnen und Berater durch anerkannte Struktur- und Qualitätsvorgaben und erhöht so den Vertrauensbonus für die Arbeit als Fachberaterin und Fachberater.

Herr Dr. Blaeser-Benfer, was ist der aktuelle Stand, was sind die kurz- und langfristigen Schritte?

Die Technische Spezifikation ist im Sommer 2013 veröffentlicht worden und über den Beuth-Verlag zu einem angemessenen Preis in deutscher Übersetzung beziehbar. Dies ist aber nur ein Aufschlag, denn es handelt sich ja lediglich um den Teil 1. Es wird darüber hinaus die Teile 2 bis 6 geben, also weitere fünf Technische Spezifikationen. Diese sind inhaltlich tiefer gehend als Teil 1, z. B. zu den Themen IP, Strategie, Kreativität etc. Wir haben im Ausschuss Anfang Dezember 2013 die englischsprachigen Versionen besprochen. Daher gehe ich davon aus, dass das DIN Ende des Jahres die fünf TS in deutscher Sprache veröffentlichen kann. Damit ist dann ein wichtiger Meilenstein vollzogen. Es geht aber trotzdem weiter. Denn zwischenzeitlich wurde ein vom brasilianischen Normungsinstitut bei ISO eingereichtes Exposé zum Thema „Research, development and innovation – Process management“ angenommen. Ein weiteres gibt es zum Thema „Knowledge Management“. Da kommt also sicherlich im Spiegelausschuss noch einiges an Arbeit auf uns zu!

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