Verfahren zur in-Ovo-Geschlechtsbestimmung von Küken

Jahr für Jahr werden in Deutschland rund 50 Millionen männliche Eintagsküken der Legehennen-Linien unmittelbar nach dem Schlupf getötet, weil sie ökonomisch nicht verwertbar sind. Weltweit summiert sich die Anzahl auf 6 Milliarden. Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung sieht vor, „[d]as Töten von Eintagsküken […] bis zur Mitte der Legislaturperiode [zu] beenden.“

Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet die patentierte Methode der In-Ovo-Geschlechtsbestimmung von Professorin Almuth Einspanier, einer der führenden Leipziger Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet der Endokrinologie. Mit dem von ihr entwickelten Testverfahren wird noch im embryonalen Stadium, lange vor dem Eintreten des Schmerzempfindens, innerhalb weniger Minuten das Geschlecht bestimmt. Mit diesem wissenschaftlichen Durchbruch ist eine praxistaugliche Lösung gefunden, die das Töten männlicher Küken in Legehennenbetrieben überflüssig macht. So können ethische Konflikte entschärft und der Tierschutz gewährleistet werden. Schon heute wird das ausgezeichnete Verfahren deshalb als „globale Möglichkeit für einen sektoralen Paradigmenwechsel in den Lieferketten der Legehennen-Haltung beschrieben“.

Der Test beruht auf einer Hormonanalyse und funktioniert ähnlich einem Schwangerschaftstest: Dem bebrüteten Ei werden in Bruchteilen von Sekunden wenige Tropfen Flüssigkeit (embryonaler Harn) entnommen. Mit einem Marker wird dann ein spezielles Hormon gesucht. Kann dieses nachgewiesen werden, handelt es sich um einen weiblichen Embryo. Die Genauigkeit der Messung liegt mittlerweile bei 97 Prozent und damit ähnlich hoch wie beim Sexing von Eintagsküken nach dem Schlupf.

Gemeinsam mit dem Projektpartner SELEGGT GmbH wird die Methode für den massentauglichen Einsatz kontinuierlich weiterentwickelt. Ziel ist die Etablierung einer serienreifen Technologie und Produktion. Seit November 2018 können die Berliner Kunden in 370 REWE- und PENNY-Märkten die ersten Konsumeier kaufen, deren Legehennen als Brut-Ei das neue Verfahren durchlaufen haben. Die REWE Group plant bereits für 2019 die nationale Markteinführung der so genannten „respeggt-Freiland-Eier“ auf alle rund 5.500 REWE- und PENNY-Märkte in Deutschland auszudehnen. Ab 2020 soll auch ersten Brütereien das patentrechtlich geschützte Verfahren zur Nutzung angeboten werden.

Das den Schutzrechten zugrundeliegende Forschungsvorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und die Sicherung der Schutzrechte im Rahmen von WIPANO Öffentliche Forschung - „Verwertungsförderung“ gefördert. Es wurden internationale Patente (PCT/EP2016/082483) angemeldet.

Verfahren zur in-Ovo-Geschlechtsbestimmung von Küken
Prototyp eines Geräts zur Bestimmung des Geschlechts von Hühnerembryonen im Ei
© Swen Reichhold
in-Ovo

Das Praxisbeispiel in Kurzform


Titel der Erfindung: Verfahren zur in-Ovo-Geschlechtsbestimmung von Küken

Zuwendungsempfänger: Universität Leipzig

Förderaktivität: WIPANO Öffentliche Forschung - Verwertungsförderung

Ansprechpartner: Dr. Dirk Wilken

Telefon: 0341 97-35010

Email: dirk.wilken@zv.uni-leipzig.de

Website: Universität Leipzig sowie www.seleggt.de www.respeggt.de (Verwertungspartner)